„Mit seiner Impfung hat Landrat Dr. Kerth alles zunichte gemacht, wofür die Menschen mit ihrer vorbildlichen Haltung des Verzichts und der Disziplin in Vorpommern-Rügen zur Erreichung einer niedrigen Inzidenz bisher hart gearbeitet haben. Unsere Fraktion ist von ihm in jeder Hinsicht zutiefst enttäuscht. Anstatt sich als einer der Ersten impfen zu lassen, hätte sich der Landrat vor dem Hintergrund der stabilen Inzidenz von unter 35 vielmehr Gedanken über eine regionale Öffnungsstrategie für Schulen, Einzelhandel und Gastronomie im Landkreis machen müssen. Zudem hätte mit der Eröffnung des ersten Impfzentrums in Stralsund eine Prioritätenliste samt Maßnahmenkatalog seitens des Landkreises vorliegen müssen, wie jeweils mit nicht verimpften Impfdosen umzugehen ist“, verdeutlicht Mathias Löttge, Fraktionsvorsitzender der Kreistagsfraktion Bürger für Vorpommern-Rügen/Freie Wähler. So hätte ein offensiver Notfallplan für mobile Impfteams stehen müssen, die dann zu priorisierten Schutzbedürftigen und Betroffenen losgeschickt werden. Doch anstelle von progressiven Überlegungen und Entscheidungen sperrt sich Landrat Dr. Kerth bisher sogar gegen die Einführung von hausärztlichen Impfpraxen in Vorpommern-Rügen.
Landrat Dr. Stefan Kerth hatte auf der gestrigen Sitzung des Kreistages von Vorpommern-Rügen auf Nachfrage des Kreistagsmitglied Michael Philippen von der Kreistagsfraktion Bürger für Stralsund/FDP erklärt, dass er sich bereits am Tag der Eröffnung des Impfzentrums in Stralsund am 12. Januar gegen das Coronavirus impfen ließ. Nach dem Stufenplan der Ständigen Impfkommission zur Priorisierung der Covid-19-Impfung gehört Landrat Dr. Kerth als 47-Jähriger jedoch zur letzten Gruppe, die geimpft wird. Er zählt zu keiner Risikogruppe. Den Termin für die zweite Impfung hat er verstreichen lassen. Landrat Dr. Kerth hatte auf der Sitzung versucht, seine vorweggenommene Impfung damit zu begründen, dass die Impfdose ansonsten hätte vernichtet werden müssen. Unlängst hatte der Pressesprecher des Landkreises auf Nachfrage von Journalisten zur Bevorzugung von Mitarbeitern der Kreisverwaltung in einer solchen Situation erklärt, dass übrig gebliebener Impfstoff an Krankenhaus- und Pflegepersonal geht. Zudem lässt Landrat Dr. Kerth erst jetzt eine Prioritätenliste erstellen, die regeln soll, wie mit am Abend verbliebenen Impfdosen verfahren wird.
„Mit der Eröffnung des Impfzentrums hätte eine Regelung zum Umgang mit nicht verbrauchten Impfdosen längst vorliegen müssen. Zudem ist sein Erklärungsversuch sehr kläglich. Es fehlt jedes vorausschauende und transparente Handeln des Landrates. Vertrauen wurde zerstört. Ehrlich wäre es gewesen, wenn der Landrat sofort am nächsten Tag die Impfung offensiv eingestanden hätte. Sein bisheriges Abwarten zeugt von wenig Einsichtsfähigkeit und einem fehlenden Verantwortungsbewusstsein gegenüber den vulnerablen Menschen in Vorpommern-Rügen. Landrat Dr. Kerth muss hierfür Verantwortung übernehmen“, so Mathias Löttge weiter. Dabei verschlimmert die Tatsache, dass er sich nicht ein zweites Mal impfen ließ, den Vorfall zusätzlich, da die Impfdose nun tatsächlich vergeudet ist. Das Innenministerium Mecklenburg-Vorpommern als oberste Dienstaufsichtsbehörde und die Staatsanwaltschaft müssen jetzt die disziplinarische und strafrechtliche Relevanz des Verhaltens prüfen.